Dienstag, 10.05.2016
Georgien
Morgens, wenn sich das Auto von der Sonne aufgewärmt hat und man wie in einer Sauna vor sich hinbrutzelt, fällt
das Aufstehen nicht so schwer. Nach einem selbsthergerichteten Frühstück sind wir nach Butami in Georgien aufgebrochen.
Erstmalig wurden wir von der türkischen Polizei nicht eskortiert, sondern rausgezogen. Wir sind zu schnell gefahren.
Mit Hand, Fuß und Notizzettel machten uns die Beamten deutlich, dass der erste Wagen unserer Kolonne 126km/h gefahren
ist, das heißt 5 km/h schneller als die Toleranzgrenze erlaubt und der mittlere Wagen jedoch mit 134km/h zu schnell
gefahren ist. Während Bernard als letztes Auto die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten hat, da er ja immer gemäß
Verkehrsvorschrift fährt, hat unser zweiter Wagen tatsächlich, ohne zu über holen, geschafft schneller zu fahren
als das vordere. Wir haben unsere Knöllchen entgegen genommen und konnten mit 120€ Rechnung weiterfahren.
Beim Zwischenstopp haben wir die Gelegenheit genutzt, um dem anderen Team aus Fürth einen Werbeaufkleber auf die
Windschutzscheibe zu kleben. Doch blöderweise nutzten sie die Chance unser Roadbook zu entführen, welches sich auf
dem Autodach sonnen gelegt hatte und die frische Luft genoss, als wir Mittagessen waren. (Malle hat es auf dem Dach
vergessen)
In Sarp beim Grenzübergang mussten wir feststellen, dass scheinbar keine mehrfarbigen Autos in Georgien existieren,
denn bei allen drei Fahrzeugen wurden wir nach der Autofarbe gefragt und orange/blau wurde von den Beamtinnen nicht
als Antwort akzeptiert, ebenso wenig wie bunt. Hinter der Grenze bot sich uns ein chaotisches Bild. Alle hatten wild
durcheinander geparkt oder standen hupend auf der nicht klar definierten Fahrspur. Viele Menschen drängelten sich auf
der Straße, unterhielten sich oder schauten uns mit großen Augen an. Nachdem alle unsere drei Autos und Beifahrer
(es darf nur ein Fahrer die Grenze im Auto passieren) durch die Grenzkontrolle waren, machten wir uns zügig auf den
Weg ins Landesinnere. In Butami suchten wir nach Hinweisen auf unseren nächsten Lagerplatz, doch wir sahen weder
Schilder noch Polizisten, die uns hätten hinführen können. Am Straßenrand hielten wir dann bei einem anderen Rallyeteam,
die uns die Auskunft auf den Treffpunkt gaben. Auf dem Weg dorthin, sammelte uns ein Polizeiwagen auf, der uns direkt
zum Lagerplatz eskortierte. Wir wollten unseren Augen nicht trauen. Mitten im nirgendwo zwischen Müll und Hochhäusern
war für uns eine Rasenfläche mit Müllcontainern und zwei Toiletten vorbereitet. So wunderbar!!!
Als einziges Team haben wir zunächst gewartet bis
Jochen vom Organisationsteam kam und den Platz als Katastrophe bezeichnete, uns den Stempel ins Roadbook gab (das ist
der Nachweis, dass man die Etappe geschafft hat) und uns freigestellt hat, ob wir bleiben oder weiterfahren. Die meisten
Teams hatten sich für die Weiterfahrt entschieden oder standen noch vor der Entscheidung. Wir hatten jedenfalls
beschlossen woanders zu nächtigen.
Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz entlang der Küstenstraße, fanden wir auf einem ausgeschilderten
Campingplatz eine verzottelte, scheinbar betrunkene Frau, die versuchte uns den Platz zu zeigen, sich jedoch geschüttelt
von Übelkeit erstmal übergeben musste. Nachdem wir die Waschgelegenheiten besichtigt hatten und die Stehtoiletten weder
funktionierendes Wasser, eine Tür noch Licht aufwiesen, entschieden wir uns gegen den Campingplatz.
Weiter auf der Suche trafen wir auf ein weiteres Rallyeteam, die mitten am Strand ihren Lagerplatz aufgeschlagen hatten.
Dort schlossen wir uns an. Abends gab es Pasta aus der Tüte, Würstchen aus dem Glas und Fisch aus der Dose. Mit Blick
aufs Meer ging's schlafen...
Autor: Malle